CBAM Revolution: Wie der EU-Klimazoll die Bauteilbeschaffung im Maschinenbau verändert

Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der EU verändert ab 2026 die Regeln in der industriellen Beschaffung grundlegend. Für Einkäufer im Maschinenbau bedeutet das: steigende Kosten bei Importen aus Drittstaaten, neue Berichtspflichten und die Notwendigkeit, Lieferketten nach CO₂-Intensität neu zu bewerten. Der Artikel zeigt die wichtigsten Auswirkungen auf Bauteilbeschaffung und Supply Chains und gibt konkrete…

CBAM

Ein Leitfaden für Einkäufer und Supply-Chain-Manager

Der Game-Changer für Ihre Supply Chain

Stellen Sie sich vor, Ihre bewährte Stahllieferung aus China wird ab 2026 plötzlich 15–25 % teurer – nicht wegen Marktturbulenzen oder Rohstoffknappheit, sondern aufgrund neuer EU-Klimaregulierung. Diese Realität heißt CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) und verändert die industrielle Beschaffung grundlegend.

Seit Oktober 2023 läuft die Übergangsphase mit Berichtspflicht. Ab 2026 müssen Unternehmen erstmals Zertifikate kaufen – die Abgabe und Zahlung erfolgt jedoch erst ab Februar 2027, rückwirkend für 2026. Für Einkäufer im Maschinenbau heißt das: Die Anpassung muss jetzt beginnen, bevor die Kostenlawine kommt.

CBAM entschlüsselt: Was Einkäufer wissen müssen

Der Mechanismus im Überblick

CBAM ist ein CO₂-Grenzausgleich: Importeure müssen die gleichen CO₂-Kosten tragen wie EU-Unternehmen im europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS). Ziel: Wettbewerbsverzerrungen und Carbon Leakage verhindern.

Beispiel: Ein Bauteil aus einem Land ohne CO₂-Bepreisung wird mit einem Aufschlag belegt, der dem EU-CO₂-Preis entspricht (2025: ca. 60–90 €/Tonne CO₂).

Welche Unternehmen sind von CBAM betroffen?

CBAM betrifft in erster Linie Unternehmen, die bestimmte CO₂-intensive Rohstoffe oder Vorprodukte in die EU importieren. Dazu zählen nicht nur Stahlhändler oder Aluminiumimporteure, sondern auch Maschinenbauer, Automotive-Zulieferer, Bauunternehmen und Fertigungsbetriebe, die entsprechende Materialien aus Drittstaaten beziehen. Besonders relevant ist CBAM für Firmen, die große Materialvolumina einsetzen oder stark auf außereuropäische Lieferanten angewiesen sind. Aber auch mittelständische Einkäufer sollten sich vorbereiten: Schon geringe Importmengen können zu Meldepflichten führen, und fehlende Daten erhöhen das Risiko teurer Standardaufschläge.

Betroffene Materialien

  • Stahl & Eisen – Grundgerüst fast aller Fertigungskomponenten
  • Aluminium – besonders relevant für Leichtbau und Automotive
  • Zement & Düngemittel – indirekt wichtig für Anlagenbau
  • Elektrizität & Wasserstoff – perspektivisch Schlüsselfaktoren für grüne Produktion

⚠️ Wichtig: Chemikalien, Kunststoffe und Downstream-Produkte sind aktuell nicht Teil von CBAM, könnten aber langfristig einbezogen werden.

Zeitplan (aktualisiert)

  • Okt 2023 – Dez 2025: Übergangsphase mit Berichtspflicht, keine Kosten
  • Ab Jan 2026: Zertifikatspflicht beginnt, erstmals fällig Feb 2027 (rückwirkend für 2026)
  • Ab 2030: Geplante Ausweitung auf weitere Sektoren (z. B. Wasserstoff fix, andere Materialien in Diskussion)

Auswirkungen auf die Bauteilbeschaffung

Kostenrealität: Rechenbeispiele*

Stahlgussteile aus China

Das Plasmaschneiden zeichnet sich durch außergewöhnlich hohe Vorschubgeschwindigkeiten bei dünnen Materialstärken aus, was zu einer maximalen Produktivität in der Blechfertigung führt.

  • Einkaufspreis: 100 €/Stück
  • CO₂-Intensität: ~2,1 t CO₂/t Stahl
  • EU-CO₂-Preis: 85 €/t CO₂
  • CBAM-Aufschlag: +18–22 % = 18–22 €/Stück

Aluminiumprofile aus den VAE

Das autogene Schneiden erreicht seine optimale Wirtschaftlichkeit bei großen Materialstärken, wo die konstante Brenngeschwindigkeit unabhängig von der Werkstückgeometrie bleibt.

  • Einkaufspreis: 50 €/Stück
  • CO₂-Intensität: ~11,6 t CO₂/t Aluminium
  • EU-CO₂-Preis: 85 €/t CO₂
  • CBAM-Aufschlag: +20–25 % = 10–12 €/Stück

*Vereinfachte Beispielrechnung, tatsächliche Aufschläge variieren je nach Lieferant und Nachweisdaten.

Neue Rahmenbedingungen durch den CBAM-Omnibus

Erleichterungen für Unternehmen

  • De-minimis-Regel: Importeure mit < 50 t CBAM-Waren pro Jahr sind befreit.
  • CBAM-Vertreter: Unternehmen können Dritte mit der Abwicklung beauftragen.
  • Fristen: Abgabe der CBAM-Erklärung bis 31. Oktober des Folgejahres.
  • Zertifikatsreserve: Nur noch 50 % (statt 80 %) der geschätzten Menge muss vorgehalten werden.
  • CO₂-Preise im Ausland: Bereits gezahlte CO₂-Preise im Herkunftsland werden angerechnet → Doppelbelastung wird vermieden.

Gewinner und Verlierer

Gewinner:

  • EU-Produzenten mit niedriger CO₂-Intensität (z. B. ArcelorMittal, Norsk Hydro)
  • Lieferketten mit grünem Strom und Recyclinganteil

⚠️ Verlierer:

  • Kohle-intensive Stahlwerke in Asien
  • Aluminiumproduktion ohne erneuerbare Energien
  • Logistikintensive Importketten aus Fernost

Angebot für Ihre Bauteile

Supply Chain Transformation

Neue Transparenzpflichten

Einkäufer benötigen künftig:

  • CO₂-Footprint pro Bauteilkategorie
  • Produktionsmethoden & Energiequellen der Lieferanten
  • Nachweise/Zertifikate (z. B. ISO 14064)

Administrative Belastung

  • Quartalsweise Berichte zu CBAM-Importen
  • Emissionsdaten je Material nachweisen
  • Höherer Aufwand für Dokumentation & Audits

Experten schätzen zusätzliche Kosten im Bereich von 50.000–200.000 €/Jahr für mittlere Unternehmen.

Risiken und Chancen für Maschinenbau-Einkäufer

Kostenrealität: Rechenbeispiele*

Risiken

Das Plasmaschneiden zeichnet sich durch außergewöhnlich hohe Vorschubgeschwindigkeiten bei dünnen Materialstärken aus, was zu einer maximalen Produktivität in der Blechfertigung führt.

  • Kostensteigerungen: Stahl +15–25 %, Aluminium +20–30 %
  • Lieferanten-Ausfälle: bis zu 40 % der chinesischen Stahlimporte gefährdet
  • Engpässe: begrenzte Kapazitäten bei EU-AlternativenEinkaufspreis: 100 €/Stück

Chancen

Das autogene Schneiden erreicht seine optimale Wirtschaftlichkeit bei großen Materialstärken, wo die konstante Brenngeschwindigkeit unabhängig von der Werkstückgeometrie bleibt.

  • First-Mover-Vorteil: rechtzeitig CO₂-arme Lieferanten sichern
  • Kundenvorteil: nachhaltige Bauteile als Verkaufsargument
  • Resilienz: Lieferanten-Diversifikation reduziert geopolitische Risiken

*Vereinfachte Beispielrechnung, tatsächliche Aufschläge variieren je nach Lieferant und Nachweisdaten.

Angebot für Ihre Bauteile

Das müssen Sie umsetzen

Handlungsempfehlungen für Einkäufer

Kurzfristig (2025)

  • Materialien-Audit: Stahl, Aluminium, Chemieprodukte prüfen
  • Top-20-Lieferanten auf CO₂-Daten screenen
  • Kostenimpact je Produktlinie berechnen

Mittelfristig (2025/26)

  • Dual Sourcing (EU + Drittstaaten)
  • Langfristverträge mit grünen Lieferanten
  • Vertragsklauseln zu CBAM-Kosten aufnehmen

Langfristig (ab 2026)

  • Nachhaltigkeits-KPIs in Supplier Scorecards
  • TCO-Modelle um CO₂-Kosten erweitern
  • Kreislaufwirtschaft & Recyclinganteile ausbauen

FAQ

Welche Materialien sind von CBAM betroffen

Welche Materialien sind von CBAM betroffen?

Aktuell Stahl, Eisen, Aluminium, Zement, Düngemittel, Elektrizität und ab 2030 Wasserstoff.

Ab wann müssen Zahlungen geleistet werden?

Ab 2026 – die erste Abgabe erfolgt aber Februar 2027 für das Jahr 2026.

Welche Erleichterungen gibt es?

De-minimis-Regel (50 t/Jahr), CBAM-Vertreter, spätere Abgabefristen, geringere Zertifikatspflichtquote.

Wie hoch ist der CO₂-Preis?

2025 liegt er zwischen 60 und 90 €/t CO₂, Prognosen gehen von 120–150 €/t bis 2030 aus.

Welche Länder sind besonders betroffen?

China, Indien, Türkei und Russland – wegen hoher CO₂-Intensität in Stahl- und Aluminiumproduktion.

Wie läuft die Berichterstattung in der Übergangsphase ab?

Von Oktober 2023 bis Ende 2025 müssen Importeure vierteljährlich Berichte einreichen, die Menge, Herkunftsland und CO₂-Emissionen der betroffenen Produkte enthalten. Eine finanzielle Belastung entsteht in dieser Phase noch nicht.

Können Lieferanten im Ausland die CBAM-Kosten selbst übernehmen?

Nein. Die Abgabe muss immer durch den EU-Importeur entrichtet werden. Allerdings können Lieferanten durch Transparenz über Emissionsdaten und CO₂-arme Produktionsverfahren helfen, die Kosten zu reduzieren.

Welche Rolle spielen Zertifikate und Nachweise?

Lieferanten müssen Emissionsdaten nach anerkannten Standards (z. B. ISO 14064, GHG-Protocol) bereitstellen. Ohne verifizierte Daten werden Standardwerte der EU angesetzt, die oft höher sind als reale Werte – was die Kosten unnötig verteuert.

Haben Sie Fragen

Fazit:

Mit dem CBAM-Omnibus hat die EU die Regeln flexibler gestaltet – gleichzeitig bleibt der Handlungsdruck für Einkäufer hoch. CBAM ist keine Übergangsregel, sondern der Beginn einer neuen Beschaffungslogik.

Über CNC24

CNC24 ist die transparente Manufacturing Cloud für die globale Beschaffung von Bauteilen. Mit nur einem Vertrags- und Ansprechpartner kann über CNC24 auf mehr als 500 ausgewählte Produzenten aus der ganzen Welt zugegriffen werden.

CNC24 ist spezialisiert auf Kunststoff- und Metallbauteile in den Fertigungsmethoden Fräsen, Drehen, Blechbearbeitung sowie Druck- und Spritzguss und 3D Druck.

Zur Qualitätskontrolle durchlaufen alle Teile einen zusätzlichen Prüfprozess im hauseigenen Messzentrum, bevor sie ausgeliefert werden. Gegründet wurde CNC24 im Jahr 2019 von den Co-Foundern Willi Ruopp und Marlon Gerat. Das Start-up bedient alle Industriebereiche mit Bedarf an Fertigungsteilen – von Sondermaschinen- und Anlagenbau über IOT bis hin zur Medizin-, Prüf- und Messtechnik.

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